Chronik

 

 

 

 

St. Sebastianus Schützenbruderschaft Frixheim 1919 e.V.

Der 1. Weltkrieg, der über Europa tobte, war seit über einem Jahr vorbei. Doch die Menschen fanden noch immer nicht die lang ersehnte Ruhe. Politische Machtkämpfe loderten überall auf. In dieser etwas hektischen Zeit setzten sich hier in Frixheim 1919einige beherzte Männer zusammen und gründeten einen Verein. Sie nannten ihn Bürgerverein "Unitas" Frixheim. Kurz danach, am 23. Januar 1920, wurden die Statuten niedergeschrieben. Die Namen der Gründer zu  nennen, die diese Statutenunterzeichneten, ist uns heute eine große Ehre.

Caspar Schieffer, Chr. Josef Esser, Wilhelm Freibeuter, Caspar Schillings, Kaspar Fühser, Heinrich Schnelting, Stephan Pesch, Walter Bachem,Johann Schmitz und Joseph Schotten.

Alle sind bereits in die Ewigkeit abberufen worden. In den Statuten wurden die Mitglieder des Vereins angehalten, sich hundertprozentig am Vereinsleben zu beteiligen.Hier ein Beispiel: Wer ohne genügende Entschuldigung eine öffentliche Festlichkeit versäumt, wird mit einer Geldstrafe von drei Mark belegt. Im Wiederholungsfalle kann Ausstoß aus dem Verein erfolgen. Die Mitgliederzahl wuchs ständig. Innerhalb  kürzester Zeit gab es fast niemand mehr, der sich nicht aktiv beteiligte. In Frixheim entwickelte sicheine nie gekannte Einigkeit, die Begeisterung war riesengroß.

Das die Frixheimer es verstanden, auch ihre Frauen für das Vereinsleben zu aktivieren, löste allseits Bewunderung aus. Sie fanden: "Ein Fest ohne Frauen, ist wie Suppe ohne Salz". 

Ein Königspaar kannte man zu dieser Zeit noch nicht. Statt dessen wurde etwas noch nie dagewesenes  Wirklichkeit.

Den Thron bestieg eine gewählte Rosenkönigin. "Wer die Rose liebt, der nach Frixheim zieht".So hieß der damalige Werbespruch, der weit über die Grenzen der Pfarrgemeinde bekannt wurde. Die Rosenköniginnen der damaligen Zeit waren: Gertrud Fünger, Katharina Schotten, Maria Gatzweiler, Margarethe Mai und Anna Schotten.

Gegen Ende der 30er Jahre wählte man dann, wie in den Nachbarorten, ein Königspaar. Interessant bleibt noch zu berichten, dass sich innerhalb der "Unitas" noch drei andere Gruppen hervortaten, die weit und breit großes Ansehen erlangten. Ein Radfahrverein, der von 1924 - 1934/35 bestand und viele auswärtige Gäste nach Frixheim holte.

Trotz nicht allzu hoher Mitgliederzahl brachte Frixheim es fertig, ein eigenes Tambourcorps auf die Beine zu stellen.

 

Gründungsfoto 1952

Doch die beständigste Gruppe wurde der Theaterverein "Unitas". Sein Wirken erstrebte sich von 1920 bis 1938 und erreichte eine große Beliebtheit innerhalb der Pfarrgemeinde. Da wir schon damals auf Kirmes Finanzsorgen hatten, spielte die Gruppe am Kirmessonntag Theater. Immer wieder fühlte sich der Saal bis auf den letzten Platz.

Die Zeit eilte unaufhaltsam weiter, eine große politische Änderung bahnte sich an. Gegen Ende der 30er Jahre zogen sich bereits die ersten Kriegsgewitterwolken zusammen. Doch noch einmal feierte man ein familiäres Heimatfest im Jahre 1938, es sollte vorerst das letzte sein.

Im September 1939 gingen in Europa die Lichter aus. Die Menschen auf diesem Kontinent erlebten einen der furchtbarsten Kriege in der Weltgeschichte. Europa lag in Trümmern als das blutige Gemetzel im Mai 1945 ein Ende hatte. Zahlreiche Vereinsmitglieder kehrten leider nicht mehr zurück.

Bereits ein Jahr später, 1946 hatte es der damalige Pfarrer Zander fertig gebracht, unter dem Namen der Bruderschaft, ein Heimatfest zu organisieren. Er selber stellte sich als erster König nach dem Kriege zur Verfügung. Das Fest fand wie immer am zweiten Sonntag im September statt. Da die weltlichen Vereine noch nicht öffentlich in Erscheinung treten durften, nutzte Pfarrer Zander die Gelegenheit, die Bruderschaft zu stärken. Auch im Jahre1947 und 1948 wurde gemeinsam in Bruderschaft, Nettesheim-Butzheim, Frixheim und Anstel gefeiert. Könige waren damals Karl Klefisch sen. und Heinrich Bachem.

Das Jahr 1949 brachte eine große Wende. Die Vereine der Ortschaften trennten sich und feierten Kirmes zum selben Zeitpunkt, jedoch jeder für sich. Der Verein "Unitas" wurde wieder ins Leben gerufen. Bereits ein Jahr später, im Jahre 1950 wählten wir unser erstes Königspaar nach dem Kriege S.M. Johann Kluth & Königin Gertrud. Vorsitzender des Vereins war damals Adam Clemens. Der langjährige Vorsitzende Reiner Büchel war aus Gesundheitsgründen zurückgetreten und fungierte als Ehrenvorsitzender.

In einer turbulenten Versammlung des Jahres 1952 wurde mit knapper Mehrheit der Verein umgetauft. Er nannte sich fortan "Unitas Frixheim" in St. Sebastianus-Schützenbruderschaft. Alle Mitglieder traten der Bruderschaft bei, die meisten begriffen erst viel später, dass dies eine gute Lösung war. Die Königspaare zu diesen Zeiten wählte der Vorstand, erst viel später wurde an den Kirmestagen das Königspaar für das nächste Jahr geschossen. Einen König zu finden war fortan kein Problem mehr. Doch Frixheim hatte in den 50 er Jahren andere große Sorgen. Die Finanzen stimmten nicht. Immer wieder war nach Schluss des Heimatfestes Unterbilanz. Aus diesem Grunde wurde im Oktober der große Krönungsball gehalten. Die Bilanz wurde etwas ausgeglichener, doch das Minus blieb. Dann geschah etwas, das selbst viele Mitglieder nicht verstanden. Frixheim verließ den gemeinsamen September - Termin und feierte von 1958 an, in einem großen Festzelt, im Monat August sein Heimatfest. Der Termin wurde noch zweimal verschoben, einmal auf Ende September, dann auf den ersten Sonntag im Juli. Einer der viel dazu beigetragen, den Verein finanziell zu stärken durch all diese Änderungen, starb als 1. Vorsitzender am Kirmesmontag des Jahres 1959 " Herr Adam Clemens".     

Neuer Vorsitzender wurde wieder Reiner Büchel. Er leitete den Verein noch bis 1966.

Von 1966 bis 1975 war Hans Röhlinger Vorsitzender des Vereins.

Hans Röhlinger

Ab 1975 bis 1982 war Josef Schieffer 1. Vorsitzender.Am 14.04.1991 stirbt der Ehrenpräsident Josef Schieffer.

Josef Schieffer

Das Schützenfest wurde von 1958 auf der Wiese von Schieffer abgehalten bis auf den heutigen Tag. Dankenswerterweise wurde sie von der Familie Schieffer/Hinsen jedes Jahr kostenlos zur Verfügung gestellt.

1978 wurde die Vereinsfahne restauriert. Seit 1986 wird die Vereinsfahne zu vielen Anlässen von der Fahnengruppe dem Jägerzug "Treu zur Gilbach" getragen.

Im Jahr 1979 wurde erstmals eine Maiveranstaltung durchgeführt. Und im selben Jahr erschien erstmalig eine Festzeitschrift zum Schützenfest. Die Gestaltung liegt bis zum heutigen Tag in den Händen unseres Geschäftsführers Hans Peters. Generaloberst Adam Fünger starb 1980, die Regimentführung wurde von Edi Albeck übernommen.

Das Sebastianusfest wurde von 1982 bis 1992 wieder gemeinsam mit Anstel gefeiert. im Januar 1984 feierte man diese Veranstaltung das erste Mal in der neuen Ansteler Schützenhalle.

Von 1982 bis 1990 war Theo Paschen 1. Vorsitzender.

Theo Paschen

Im Jahre 1982 wurde erstmalig eine Weihnachtsseniorenfeier abgehalten.

Am 05.09.1986 wurde aus Frixheim Gerd May erstmalig Bezirkskönig.

 

Gerd May

Seit 1988 halt man einen Altweiberball ab. Diese Veranstaltung wird bis 1992 in der Ansteler Schützenhalle gefeiert.

Die Frixheimer trugen sich mit dem Gedanken, da weder eine Gaststätte noch ein Versammlungsraum im Ort war, ein Schützenhaus zu bauen. Die Idee, ein eigenes Haus zu besitzen, das Allen dient, in dem man sich zwanglos trifft und das das Miteinander einer Dorfgemeinschaft prägt, ist schon ein paar Jahre alt. Unterstützt wurde sie dabei vom ehemaligen, leider all zu früh verstorbenen Gemeindedirektor Alfred Brinkmann und vom Bürgermeister Peter Emunds. Bis dahin mussten die Frixheimer ihre Versammlungen immer in den Nachbardörfern Butzheim oder Anstel abhalten. Die erste Anfrage wurde im Jahr 1986 an die Gemeinde gestellt, die dann 1988 erneut vorgenommen wurde. 1990 der Verein hofft immer noch auf einen Platz zum Bau eines Schützenhauses.

Im Jahre 1990 übernahm Matthias Schlömer von Theo Paschen das Amt als Brudermeister.

Matthias Schlömer

Im Herbst 1990 wurde sehr konkret das Vorhaben besprochen und man begann mit der Planung und den Vorbereitungen für den Bau des Schützenhauses.

Im Frühjahr 1991 gab Peter Emunds bekannt, das das Grundstück "Am Kirchweg" für den Hallenbau von der Verwaltung zur Verfügung gestellt wird. Der Verein wird e.V. als gemeinnützig anerkannt. Die Planungsphase dauert bis zum Frühjahr 1992. Das Baukonzept steht und jedes Mitglied verpflichtet sich dabei durch Eigenleistung den Verein zu unterstützen.

Am 3. Oktober 1992 erfolgt der erste Spatenstich für das Bauvorhaben.

03. Oktober 1992 erster Spatenstich

 Im März des Jahres 1993 wurde Richtfest gefeiert.

Richtfest

Endlich war es soweit. Im Oktober des selben Jahres war sicher einer der größten und schönsten Tage in der Geschichte der Bruderschaft. Das Vereinsheim der Sebastianusschützen wurde feierlich eröffnet. Mit vielen Gästen wurde die Eröffnung gefeiert. Ohne die Unterstützung vieler wäre das Schützenhaus niemals zu Stande gekommen.

Eine Bereicherung und eine Stütze für den Verein ist ganz sicher unser Tambourcorps "Unitas". Auf Anregung von Hubert Pfeiffer gründeten im Februar 1952 dreizehn junge Männer das Tambourcorps. Es waren dies:

Franz Weyers, Willi Roesberger, Erhard Schilling, Hans Schnelting, Willi Stoffels, Heinz Herrmann, Helmut Rumpel, Heinz Neumann, Otto Herrmann, Kaspar Fünger, Peter Roesberger, Anton Roesberger und Heinz Schumacher.

In Neuss kauften sie gebrauchte Instrumente. Diese mussten erst einmal "Instandgesetzt" werden. Hubert Pfeiffer übernahm nun für ca. drei Jahre die Leitung der Übungsstunden. Sechs Monate nach der Gründung fand die Premiere beim Tambourfest in Butzheim statt. Die Kleidung bestand aus weißer Hose und weißem Hemd. Kurz darauf stattete sich das TC mit alten amerikanischen Armeeuniformen aus, die blau eingefärbt wurden. 1956 jedoch wurden neue dunkelblaue Uniformen angeschafft. Versammlungen oder Instandsetzungen der Instrumente wurden in der Wohnung beim damaligen Tambourmajor Franz Weyers sen. ausgeführt.

Im Jahre 1977 zu ihrem 25jährigem Bestehen bekamen sie neue Uniformen. Franz Weyers sen. konnte auf eine 25jährige Tätigkeit als Tambourmajor zurückblicken. 1978 übernahm den Tambourstab Franz Weyers jun. von seinem Vater. Der bis zum heutigen Tag Tambourmajor ist. Das TC tritt auch heute zu vielen Gelegenheiten nicht nur in Frixheim sondern auch in der näheren und weiteren Umgebung auf. Das 40jährige Bestehen feierte das Tambourcorps 1992. Heute wird das Tambourcorps von seinem 1. Vorsitzenden Frank Fühser geleitet.

Obwohl es in der heutigen Zeit schwierig ist, für Nachwuchs zu sorgen und den Erhalt des Corps zu gewährleisten, so werden Ihre Mitglieder dank des Idealismus, weiterhin zu den einzelnen Anlässen aufspielen.

Danken möchten wir an dieser Stelle allen Beteiligten, vor allem den Schützen und deren Familien, der Dorfgemeinschaft, der Verwaltung, den Freunden und Gönnern der Bruderschaft.

Das Schützenhaus wurde gut angenommen und zu vielen verschiedenen Anlässen genutzt. zu den regelmäßigen Veranstaltungen der Bruderschaft im Schützenhaus zählen neben den Versammlungen, das Sebastianusfest, Vereinspokalschießen, Karneval, Dorffest, Serenade, Oktoberfest, Adventsfeier für Senioren und Kinder.

Neben vielen Veranstaltungen die die Bruderschaft ausrichtet, gehört seit 1996 auch das Oktoberfest. Die Resonanz ist groß. Das Schützenfest wird mittlerweile an fünf Tagen gefeiert. Begonnen wird jeweils Freitags mit einer Disco und endet am Dienstagabend mit dem feierlichen Krönungsball. Zur Tradition zählt ebenfalls, das sich die Bruderschaften der Sektion Nettesheim, nicht nur am Kirmessonntag gegenseitig besuchen.

Das Heimatfest in diesem Rahmen zu feiern bedeutet, einiges auf die Beine zu stellen und viel Engagement des Vorstandes. Aber auch die Schützen, deren Familien und die Dorfgemeinschaft sind ein wichtiger Bestandteil. Mit Jung und Alt und der Gemeinschaft ist dieses nur zu erreichen.

Besondere Anerkennung verdienen die engagierten und zielstrebigen Männer und Frauen von damals die die Initiative ergriffen. Aber auch denen gebührt ein Dank, die sich auch heute für die Bruderschaft engagieren und einsetzen und auf viele Stunden der Freizeit verzichten. Jemand der schon einmal ein Ehrenamt übernommen hat, weiß wieviel Engagement dazu gehört.

Der Bruderschaft gehören auch einige Kinder, Jungen und Mädchen an, die uns unterstützen und hoffentlich zum Fortbestand unserer Gemeinschaft beitragen. Sicher läßt sich die Jugendarbeit in unserem Verein noch intensivieren. In jedem Fall wollen wir uns dafür in den kommenden Jahren verstärkt einsetzen. Denn, wenn die Tradition weiterhin fortgeführt werden soll, ist dies unabdingbar und mit einer der wichtigsten Aufgaben.

Wir stehen in der Pflicht, diese Gemeinschaft zu erhalten und an die nachfolgenden Generationen weiter zu geben. Besinnen wir uns auf eine gute alte Nachbarschaft, die die Bürger aller Kreis und Stände umfasste, die zwar auch hier und da durch zeitbedingte Widrigkeiten Rückschläge erlebte, aber sich gerade in den Zweiten geistiger und materieller Not immer wieder festigten. Eine Nachbarschaft, die vom Verzäll auf dem Dörpel reichte bis zur Wache am Krankenbett des Mitbürgers.

Die Zeiten haben sich geändert, die Bevölkerungsstruktur, die Geisteshaltung und das was neuzeitliche Planer heute in die Dorflandschaft setzen, ist manchesmal dazu angetan, eher Unpersönlichkeit zu fördern, als die gemeinschaftsbildende Kraft der Nachbarschaft zu wecken und zu stärken.

Wir werden die alte Dörpel-Nachbarschaft einer geruhsamen Zeit nicht mehr wiedererwecken können. Aber wir wollen und dürfen nicht resignieren. Setzen wir uns über die modernen Hecken und Zäune und Betonplanken hinweg, die der Egoismus zwischen den Menschen aufrichtet. Wir wollen  doch als Schützen bemüht sein, das gutnachbarliche Verhältnis zu pflegen von Freund zu Freund, von Zug zu Zug, von Haus zu Haus, von Strasse zu Strasse, und damit von Bürger zu Bürger.

Bewahren wir, ohne Starrheit und Sturheit, was vom guten alten Geist unseres Frixheimer Bürgertums noch lebendig ist.

Mögen die Mitglieder des Vereins

                                                                            " Unitas Frixheim "

in St. Sebastianus Bruderschaft am Jubelfest und in Zukunft stark genug sein, die Gemeinschaft zu vertreten, um in Frieden zu leben, mit allen Menschen die guten Willens sind.